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Wissen

 

Wie alte Vertraute stehen Obstbäume in der Landschaft. Und bergen doch hinter Laub und Borke so manche Geheimnisse. Vieles ist uns heute kaum mehr bekannt. Zum Beispiel die unzähligen Tiere und Pflanzen, die auf, unter und von den Bäumen leben. Oder die schwindelerregende Vielfalt an alten Obstsorten. Bereit für eine kleine Entdeckungsreise?

Obstsorten-Steckbriefe
Vergessene Schätze?
Oder Vielfalt mit Zukunft?

Apfel

Zur urdeutschen Frucht verklärter Asiat mit Wurzeln im zentralasiatischen Tianshan-Gebirgsmassiv. Wanderte durch sumerische, griechische und römische Hände und fand schließlich seinen Weg nach Mitteleuropa, wo im Laufe der Zeit unzählige Sorten entstanden. Die genaue Zahl kennt heute keiner, sie dürfte sich aber für Europa irgendwo im vierstelligen Bereich bewegen. Viele Sorten waren historisch an bestimmte Regionen gebunden. Rheinische Originale sind zum Beispiel das Rheinische Seidenhemdchen oder der Blaue Kölner.

Pflaume

Einer illegitimen Liaison zwischen Schlehe und Kirschpflaume entsprungene illustre Verwandtschaft aus Pflaume, Zwetsche, Mirabelle und Reineclaude. Die violettblauen oder goldgelben Früchte verleiten zum Naschen direkt vom Ast, doch vorsicht! Unter der samtenen Haut verbirgt sich ein unnachgiebiges Herz aus Stein. Standen historisch immer etwas im Schatten von Äpfeln und Birnen, doch auch der Pflaumenhofstaat hat eine große Zahl unterschiedlicher Sorten hervorgebracht, unter ihnen auch einige waschechte Rheinländer wie etwas das Dressprümmche (auf die wortgetreue Übersetzung wird hier aus Pietätsgründen verzichtet).

Birne

Wohlgerundete Schönheit aus dem wilden Kaukasus, seit der Römerzeit auch in Mitteleuropa zuhause. Diente in früheren Zeiten als kulinarische Allzweckwaffe und wurde als Gemüse gekocht, zur süßen Leckerei gedörrt oder zu prickelndem Birnencidre veredelt. Besonders Belgier und Franzosen waren geradezu vernarrt in sie und schufen eine wahre Schwemme neuer Sorten. Zu den echten Rheinländerinnen zählen zum Beispiel die Dycker Schmalzbirne oder die Rheinische Speckbirne.

Kirsche

Von Mensch und Vogel begehrte und gejagte Königin kulinarischer Sommerfreuden. Ihre bittersüßen Vorfahren hausten noch in germanischen Wäldern. Davon ist die kultivierte Aristokratin mittlerweile zwar weit entfernt, doch wächst sie auch auf den Obstwiesen von heute so unbekümmert in die Höhe wie ein Waldbaum und schaut mit Gleichmut auf die niedrigwüchsigere Konkurrenz herab. Rheinische Kaiserkirsche, Grevenbroicher Knorpel oder Geisepitter bezeugen die lange Geschichte der markanten Doppelfrucht im Rheinland.