Aegidienberger Seidenhemdchen
Name
Aegidienberger Seidenhemdchen
Synonyme
Seidenhemdchen, Siddehemdche
Herkunft und Verbreitung
Eine Lokalsorte aus dem tiefen Süden von Nordrhein-Westfalen, beheimatet zwischen Bad Honnef und dem rheinland-pfälzischen Asbach, wo die Sorte auch heute noch immer auf Streuobstwiesen zu finden ist.
Reifezeit und Gebrauch
Pflückreif ab Oktober. Vom Baum gefallene Früchte bekommen schnell braune Stellen und müssen umgehend verwertet werden. Die Sorte eignet sich aufgrund des hohen Saftgehaltes hervorragend zum Saften. Noch in den 1950er Jahren wurden ganze Ernten des Aegidienberger Seidenhemdchens laut Auskunft von Zeitzeugen nach Frankfurt verkauft, wo sie zur Produktion von Äppelwoi verwendet wurden.
Eigenschaften der Frucht
Mittelgroße, flachrunde, typisch plattgedrückt wirkende Frucht, in Form und Färbung nicht unähnlich einem Jakob Lebel. Sonnenseitig ist die Frucht von einem schönen Orangerot überzogen, in dem zuweilen einzelne oder auch mehrere längliche dunkelrote Streifen erscheinen. Die Kelchgrube ist meist flach und weit, mit sanft geschwungenen Rändern, die sich nach innen in Falten zusammenlegen. Die Stielgrube öffnet sich weit, ist meist nur mitteltief und kaum bis gar nicht berostet. Sie trägt einen dünnen Stiel, der nur selten aus der Grube herausragt. Fruchtfleisch zur Ernte fest und von hohem Saftgehalt, süßsäuerlich ohne besondere Aromen.
Diskussion
Ganz im Gegensatz zu seinem weitgereisten Namensvetter, dem Rheinischen Seidenhemdchen, ist das Aegidienberger Seidenhemdchen nie über seine Ursprungsregion hinausgekommen. Wie so viele der anderen einst kleinräumig verbreiteten Landsorten ist auch das Siddenhemdche aus Aegidienberg in der historischen Literatur nie beschrieben worden, so dass das Alter der Sorte und ihre Entstehungsgeschichte im Schatten vergangener Zeiten verborgen bleiben. Im Kölner Sortenarchiv kann der Baum aber zumindest zeigen, was in Zukunft noch so alles von ihm erwartet werden kann.
Referenzen
LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Aegidienberger Seidenhemdchen“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 38f.