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Blutrote Rheinische Reinette

Name
Blutrote Rheinische Reinette

Synonyme
Blutrothe rheinische Reinette, Reinette Sanguine du Rhin

Herkunft und Verbreitung
Alte Apfelsorte mit unklarer Herkunft, etwa seit Mitte 19. Jh. bekannt. Der Pomologe von Flotow bekam sie um 1860 aus einer Baumschule in Neustadt an der Weinstraße (damals noch Neustadt an der Haardt) geschickt, so dass eine Herkunft vom Mittelrhein vermutet werden könnte. Heute sind im Rheinland keine Altbäume mehr bekannt, eine Sorte des Namens wird aber in der englischen National Fruit Collection in Brogdale, Kent, erhalten und ist von dort vor einigen Jahren nach Deutschland zurückgekehrt. Das Vermehrungsmaterial des Kölner Baumes wurde aus dem Erhalternetzwerk des Pomologenvereins bezogen.

Reifezeit und Gebrauch
Historisch als Tafelapfel zweiter Qualität beschrieben und als Winter-Lagerapfel klassifiziert. Damals wurde die Genussreife bis in den April angesetzt, dies entspricht allerdings nicht mehr den heutigen geschmacklichen und qualitativen Erwartungen an Winteräpfel, so dass die Sorte wohl bis spätestens Februar an Qualität verloren haben dürfte. Historisch auch als fruchtbarer und alljährlicher Träger empfohlen.

Eigenschaften der Frucht
Kleine bis mittelgroße, abgestumpft rundliche bis leicht hochgebaute Frucht, die allseits über und über mit einer blutroten Deckfarbe überlaufen ist. Die englische Akzession besitzt prominente Schalenpunkte, teils mit auffälligen grauen Lufteinschlüssen unter der Haut. Der Stiel ist auffällig lang und ähnelt damit einer modernen Sorte. Das Fleisch ist den historischen Quellen zufolge gelblich-weiß, fein, zunächst fest und – wie die Pomologen gerne sagen – abknackend, auf dem Lager später mürbe, dazu saftreich und von „gutem renettenartigen Geschmacke“ (von Flotow, Illustrirtes Handbuch, Bd. 4, 152), womit man damals auch nichts anderes meinte als: ein durchaus leckerer Apfel.

Diskussion
Die vorliegende, aus der englischen Nationalsammlung stammende Sorte zeigt auf den ersten Blick eine sehr starke Ähnlichkeit mit den historischen Beschreibungen des 19. Jh. Vor allem die rundliche, zum Kelch hin etwas stärker abnehmende Form mit der flachen, leicht faltigen Kelchgrube, die dunkelrote Deckfarbe mit den prominenten Schalenpunkten und der lange dünne Stiel sprechen hier für eine Identität der Sorte mit der Blutroten Rheinischen Reinette von damals. Im Kölner Sortenarchiv wird die englische Akzession in jedem Fall als genetische Ressource für die kommenden Generationen erhalten.

Referenzen

Engelbrecht, Theodor (1889): „Blutrothe rheinische Reinette“. In: Deutschlands Apfelsorten. Illustrirte, systematische Darstellung der im Gebiete des deutschen Pomologen-Vereins gebaueten Apfelsorten. Braunschweig, 545.

Kaiser, Ulrich (Hrsg.) (2019): „Blutrote rheinische Reinette“. In: Richard Zorn: Verzeichnis aller in Deutschland angebauten Kernobstsorten. Kommentierte Erstveröffentlichung seines Hauptwerkes (1896 – 1944). Wiebelsheim, 179.

Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1855): „Blutrothe rheinische Reinette“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 4 Äpfel, 151f.

NFC (o.J.): „Reinette Sanguine du Rhin“. In: National Fruit Collection Brogdale, UK. Online-Publikation.