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Henzens Parmäne

Name
Henzens Parmäne

Synonyme

Herkunft und Verbreitung
Kleiner, eigentümlich „kastenförmiger“ Apfel, der in den 1850er Jahren von Oberpfarrer Conrad Henzen (1801 – 1888) in Elsen bei Grevenbroich aus Samen gezogen wurde. Obwohl Henzen in Eduard Lucas einen zur damaligen Zeit in der deutschen Obstszene berühmten Fürsprecher hatte und dieser die Henzenschen Sorten seiner Leserschaft wärmstens empfahl, schienen sie doch nur wenig Verbreitung erlangt zu haben. Durch einen außerordentlichen Zufall wurde die Sorte vor einigen Jahren bei einer Sortenerfassung im oberschwäbischen Kreis Neu-Ulm wiedergefunden und damit vermutlich vor dem Aussterben bewahrt (Bosch 2021). Im Rheinland waren in den letzten Jahrzehnten keinerlei existierenden Bäume der Sorte mehr bekannt.

Reifezeit und Gebrauch
Die Frucht gehört zu den Winteräpfeln, die nach Abnahme vom Baum noch einige Monate auf dem kühlen Lager aufbewahrbar sind. Pflückreife im Rheinland etwa Anfang Oktober, haltbar bis spätestens März des Folgejahres. Henzens Parmäne wurde im 19. Jh. als delikater Tafelapfel empfohlen, dem gar in manchen Früchten ein „mandelartiges Gewürz“ (Lucas 1872: 195) nachgesagt wurde.

Eigenschaften der Frucht
Der recht kleine Apfel fällt durch seine merkwürdige, oben und unten stark abgeflachte Form auf, die nach Bannier (LVR 2017: 85) etwas entschieden Kastenartiges hat. Sowohl Kelch- als auch Stielbereich sind sehr flach und damit charakteristisch für die Frucht. Farblich zeigt der Apfel einen großen Teil der möglichen Farbpalette, von einer grasgrünen bis hellgelben Grundfarbe über verschiedene helle Rottöne bis zu angedeuteten orangefarbenen und braunen Nuancen, über die noch mittelgroße Schalenpunkte getupft sind. Die Stielgrube ist fast völlig unberostet und erscheint lange grün, beides eher ungewöhnliche Merkmale in der Apfelwelt. Der Schnitt oder Biss in die Frucht offenbart feinzelliges, festes und saftiges Fruchtfleisch von süßsäuerlichem Geschmack und eindeutig „gewürztem“ Aroma.

Diskussion
Als Parmänen wurden in der Geschichte des Obstbaus in Mitteleuropa viele Äpfel bezeichnet. Wie dieser Begriff letztlich entstand, darüber gehen die Meinungen seit jeher weit auseinander. Einige Quelle mutmaßten, der erste Namensbestandteil gehe auf die Birne, lat. pyrus, zurück. Andere wollten im zweiten Namensteil einen Verweis auf die Hand, frz. main, sehen, woraus der Schluss abgeleitet wurde, es handele sich um eine alte Bezeichnung für Tafeläpfel. Wie auch immer, die Bedeutung des Begriffs war bereits in der frühen Neuzeit verloren gegangen und im 19. Jh. wurden etliche neue Sorten mit dem dekorativen Zusatz Parmäne versehen.

Im Falle des vorliegenden Apfels stammt der Zusatz Parmäne allerdings nicht vom Züchter selbst, sondern offensichtlich von Eduard Lucas, wie dieser 1876 in den Pomologischen Monatsheften bemerkt (Lucas 1876).

Referenzen

Bosch, Hans-Thomas (2021): Besondere Apfel- und Birnensorten in Nordschwaben. Eine Bestandsaufnahme der Jahre 2016 – 2019. Online-Publikation. https://lag-monheimeralb-altmuehljura.de

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Henzens Parmäne“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 84f.

Lucas, E. (1872): „Henzens Parmäne“. In: Pomologische Monatshefte, Bd. 18, 194ff.

Lucas, E. (1876): „Oberpfarrer Conrad Henzen in Elsen“. In: Pomologische Monatshefte, Bd. 22, 161–7.