Luxemburger Reinette
Name
Luxemburger Reinette
Synonyme
Alte Luxemburger Reinette, Calville des Prairies, Calville simple, Coistress, Cwastresse Simple, Pomme de Côtes, Quaéstress, Reinette des Vergers
Herkunft und Verbreitung
Deutsche Literaturquellen geben als Herkunft dieses schmackhaften Apfels Luxemburg an, wo die Sorte nach Recherchen von Hans-Joachim Bannier Anfang des 19. Jahrhunderts durch den Baumschulbesitzer August Wilhelm ursprünglich als „Reinette des Vergers“ verbreitet worden ist. Von Luxemburg aus muss sich die Sorte sowohl Richtung Westen in die französischsprachige Welt als auch nach Osten in die deutschsprachigen Regionen verbreitet haben. Die belgische Literatur des 19. Jahrhunderts schweigt sich über die Herkunft des Apfels elegant aus, gibt aber als Verbreitung das südliche (frankophone) Belgien an, wo die Sorte Mitte des 19. Jahrhunderts neben den Court-Pendus und den Bellefleurs eine der Leitsorten der traditionellen Obstwiesen (vergers) gewesen sein muss. Heute ist die Sorte im deutschsprachigen Raum scheinbar deutlich seltener anzutreffen als in Belgien und Nordfrankreich. Sie kommt im gesamten Eifelraum, allerdings nur sehr vereinzelt und auf sehr alten Bäumen, vor.
Reifezeit und Gebrauch
Traditionell Anfang bis Mitte Oktober vom Baum geerntet, hält sich das angenehm mildsüße Aroma auf dem Lager bis etwa Anfang des Folgejahres – vorausgesetzt, man behandelt die Luxemburger Reinette bei der Ernte wie ein rohes Ei: Schale und Fruchtfleisch sind nämlich transportempfindlich und quittieren grobes Verhalten schnell mit braunen „Dötschstellen“.
Eigenschaften der Frucht
Ein mittelgroßer, oft kantiger, breit kegelförmiger Apfel mit goldgelber Farbe und sonnenseitig leichter rötlich Behauchung (dies ist zugleich ein einfaches Unterscheidungsmerkmal zum Luxemburger Triumph, der an der Sonnenseite typischerweise deutlich rot gestreift ist). An der Kelchseite lässt sich auch sonst viel Charakteristisches ausmachen, etwa die prominenten Rippen und Fleischperlen, sowie die sortentypische ringförmige Berostung rund um die Flanken der Kelchgrube.
Diskussion
Die Luxemburger Reinette ist eine von den Sorten, um die es in der Geschichte des Obstbaus in Mitteleuropa einige Verwirrung gegeben hat. Grund dafür ist nicht zuletzt ihre Tochtersorte Luxemburger Triumph, die lange Zeit ebenfalls als Luxemburger Reinette in Umlauf war. Scheinbar wurden die Identitäten beider (sehr ähnlich aussehender Äpfel) immer wieder gründlich verwechselt, mit der Konsequenz, dass in der renommierten englischen National Fruit Collection ein Baum des Luxemburger Triumphs steht, der dort bis heute den Namen Luxemburger Reinette trägt. Da erscheint es zumindest ganz tröstlich, dass es unseren Französisch-sprechenden Nachbarn in Belgien und Nordfrankreich auch nicht viel anders ergangen ist: dort werden nämlich beide Sorten als Cwastresse (in vielen Schreibvariationen) bzw. Calville (jeweils mit Zunamen) bezeichnet. Babylon lässt grüßen.
In welcher Sprache und mit welchem Namen auch immer, eines ist der Apfel aber auf jeden Fall: d’une saveur très agréable!
Referenzen
Commission royale de pomologie (1854): „Calville des Prairies“. In: Annales de pomologie belge et étrangère, Band 2, 48f.
LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Luxemburger Renette“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 94f.