Seite wählen

Neuer Englischer Nonpareil

Name
Neuer Englischer Nonpareil

Synonyme
Neuer grosser Englischer Nonpareil, Nonpareil, Ohnegleichen

Herkunft und Verbreitung
Die Sortengruppe der Nonpareils war historisch vor allem auf den Britischen Inseln verbreitet, woher auch diese Sorte einst gekommen sein mag. Bei den rheinischen Obstsortenkartierungen der 2010er Jahre wurde im Kreis Heinsberg ein Apfel namens Ohnegleichen gefunden. Der Pomologe Hans-Joachim Bannier hat ihn nach einer Auswertung der historischen Sortenliteratur als Neuen Englischen Nonpareil identifiziert. Der Begriff Nonpareil bezeichnete früher Sorten mit besonders „unvergleichlichem“ Aroma oder anderen unvergleichlichen Eigenschaften. Weitere ähnliche Benennungen umfassten Nonpareille, Sanspareil und Nonsuch, im Deutschen wurde daraus meist Sondergleichen.

Reifezeit und Gebrauch
Problemlos lagerfähiger Winterapfel, der ab Mitte Oktober geerntet und bis ins Frühjahr aufbewahrt wurde. Aufgrund seines speziellen Aromas zum Direktverzehr ebenso geeignet wie zur Verarbeitung.

Eigenschaften der Frucht
Kleiner bis höchstens mittelgroßer, sehr gleichmäßig gebauter, rundlicher bis oben leicht zugespitzter Apfel mit deutlichen Höckern auf der Kelchseite, die sich allerdings wie beim Berlepsch in der Rundung der Frucht verlieren. Charakteristisch für die Frucht ist ihre hellgrüne Färbung, die sie auch auf dem Lager nur sehr zögerlich verliert (dann ins Hellgelbe spielend), und auf der sich sonnenseits eine schwach orange-braun aufgehauchte Backe zeigt. Schale neigt zur Lentizellenfäule, was sich in kleinen schwärzlichen Flecken äußert, die bisweilen ins Auge fallen. Der Kelch ist halb geöffnet, mittelgroß und sitzt in einer oft engen und flachen Einsenkung (dagegen H.-J. Bannier: mitteltief bis tief, mittelweit bis weit). Der dünne Stiel erscheint mittellang bis lang, variabel auch kürzer, und fällt an der kleinen Frucht auf. Bannier bezeichnet das Fehlen von Rost als weiteres Merkmal, die englischen Früchte zeigen jedoch einen hellbeigen Rost im Kelchbereich (Oberdieck vermittelt und spricht von „meist wenig Rost“). Im Vertikalschnitt erscheint das Kernhaus mittelgroß mit gut ausgebildeten, dreieckigen Kernen und einer sehr engen Kernhauslinie. Fruchtfleisch grünlich-weiß, fest, saftig und von eigentümlichem Aroma. Die englische Pomologin Joan Morgan beschreibt das Geschmackserlebnis so: „Develops intense sweet-sharp flavour of acid or fruit drops“ (fruitID).

Diskussion
Die englische Sortengruppe der Nonpareils war in früheren Zeiten durchaus umfangreich. Kern dieser Gruppe waren zwei Sorten, die in der deutschen Literatur jener Zeit als Alter und Neuer (Englischer) Nonpareil bezeichnet wurden. Damit schien die Sache aus deutscher Sicht ziemlich klar, wenn auch beide Sorten sich sehr ähnlich gewesen sein sollen. Ein Blick in die englische Sortengeschichte zeigt jedoch schnell, dass die Sache mit der Zweiteilung zumindest in England ziemlich schief gegangen sein muss. In den historischen Beschreibungen, etwa bei Hogg 1851, fand ausschließlich der alte Nonpareil Erwähnung, und zwar einfach als Nonpareil. Ein Neuer Nonpareil tauchte hingegen zunächst nicht auf, obwohl die deutschen Quellen jener Zeit berichten, eben dieser sei aus England eingeführt worden. Schaut man sich nun den Nonpareil an, der heute in englischen Sammlungen existiert (etwa auf der hervorragenden englischen Bestimmungsseite fruitID), fällt schnell auf, dass es sich dabei um denselben Apfel handeln muss, den wir hier im Rheinland unter dem Namen Neuer Englischer Nonpareil führen. Aus Alt wurde also Neu, und immer noch nennen die Engländer ihn stoisch einfach nur Nonpareil, ganz so, als hätte es immer nur einen gegeben. Damit ist die Verwirrung um die Nonpareils ziemlich perfekt, zumal die englische National Fruit Collection in Brogdale, Kent, zu allem Übel für „ihren“ Nonpareil auch noch beide Synonyme, also Alter Nonpareil und Neuer Nonpareil, aufführt. Bei den Nonpareils ist damit also noch viel Raum für weitere Nachforschungen vorhanden, zumal seit einiger Zeit im deutschsprachigen Raum auch noch der Name Alter Nonpareil (syn. Grüne Reinette) wieder aufgetaucht ist und unter Pomologenkreisen zirkuliert.

Einig waren sich jedenfalls alle alten wie auch neuen Autoren darüber, dass es sich beim „Nonpareil“ um einen hervorragenden Tafelapfel mit einem speziellen Aroma handelt. Im Kölner Sortenarchiv wächst derweil ein junger Baum heran und wir schauen ihm gespannt dabei zu, in Erwartung zukünftiger Gaumenfreuden.

Referenzen

FruitID (o.J.): „Nonpareil“. In: FruitID. Ed. by. Peter Laws et al. Online-Publikation, zuletzt abgerufen am 31.07.2022. https://fruitid.com/#view/734

Hogg, Robert (1851): „Nonpareil“. In: British Pomology, London. 145f.

Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1865): „Alter Nonpareil“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 4 Äpfel, 133f.

Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1865): „Neuer englischer Nonpareil“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 4 Äpfel, 135f.

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Neuer Englischer Nonpareil („Ohnegleichen“)“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 106f.

NFC (o.J.): „Nonpareil“. National Fruit Collection Brogdale, UK. Online-Publikation, zuletzt abgerufen am 31.07.2022. http://www.nationalfruitcollection.org.uk/full2.php?id=4254&&fruit=apple