Zigeunerin
Name
Zigeunerin
Synonyme
Zigeunerin-Apfel
Herkunft und Verbreitung
Der blutrot gefärbte Sommerapfel mit dem politisch so unkorrekten Namen stammt ursprünglich aus Russland und gelangte Mitte des 19. Jh. über Riga nach Deutschland und in die Niederlande. In der ersten Hälfte des 20. Jh. war die Zigeunerin durchaus als Apfel auf den lokalen rheinischen Märkten bekannt und erzielte dort zum Teil sehr gute Preise. Heute findet man die Sorte nur noch selten im Streuobst, zumal sie eher schwachwüchsig ist und keine alten Baumveteranen hervorbringt. Aus Köln sind keine Altbäume mehr bekannt. Amtlich geführte Rodungslisten vermerken jedoch, dass Bäume dieser Sorte in den Jahren 1970 bis 1973 in Köln-Bocklemünd gegen Prämienzahlung gefällt wurden.
Reifezeit und Gebrauch
Der Frühapfel reift etwa Mitte August, mitunter auch schon etwas früher, und hält sich wie die meisten Sommeräpfel nur für kurze Zeit. Zum Frischverzehr und für die Küche geeignet.
Eigenschaften der Frucht
Die hochgebaute, zuweilen ziemlich große Frucht fällt durch ihre etwas klobige Gestalt und die prächtige, tiefrote Färbung ins Auge, die teils streifig, teils wie mit dem Schwamm laviert und aufgetupft wirkt. Kelchseitig ist die faltige bis wulstige Umgebung der Kelchgrube und der kleine Kelch charakteristisch. In der engen Stielgrube sitzt – für einen großen und kantigen Apfel ungewöhnlich – ein dünner und kurzer, fast zierlich wirkender Stiel. Das Fleisch ist locker, baumfrisch durchaus saftig und von säuerlichem Geschmack ohne starkes Aroma. Zuweilen zieht sich das schöne Rot der Schale als Farbton in das Fleisch hinein, ganz so, als wäre wässrige rote Tinte auf einem grobfaserigen Papier zerlaufen.
Diskussion
Der Name Zigeunerin sorgt heute meist für ein ungutes Gefühl, verbunden mit der Frage, warum er denn aus Gründen politischer Korrektheit nicht geändert worden sei. In ihrer Ursprungszeit Mitte des 19. Jh. war der Name der Sorte jedoch durchaus positiv gemeint und sollte auf die prächtig gefärbte Kleidung der Namensgeberinnen verweisen.
Referenzen
LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Zigeunerin“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 148f.