Seite wählen

Bäumchensapfel

Name
Bäumche(n)sapfel

Synonyme
Herbststreifling (fälschlich?)

Herkunft und Verbreitung
Fand in der zweiten Hälfte des 19. Jh. in der Literatur der damaligen Zeit Erwähnung als Lokalsorte aus dem Bergischen Land, insbesondere in den höher gelegenen Gegenden. Der Name wurde sowohl mit und ohne „n“ überliefert und soll historischen Quellen zufolge auf die reiche Tragbarkeit anspielen, die den Baum auch im fortgeschrittenen Alter noch wie ein Bäumchen erscheinen lassen. Heute ist der Bäumchensapfel überall selten geworden, hat in letzten Jahren aber eine gewisse Renaissance erfahren und wird gerne bei regionalen Pflanzaktionen gepflanzt.

Reifezeit und Gebrauch
Reich tragender Herbstapfel, bei dem Pflück- und Genussreife im September zusammenfallen. Hält sich wie viele andere Herbstäpfel auch nicht allzu lange auf dem Lager und sollte bis zum Ende des Jahres verbraucht werden. Schmeckt frisch vom Baum als saftiger, süßlicher Tafelapfel mit leichtem Aroma, ansonsten sehr tauglich für Saft und Most.

Eigenschaften der Frucht
Die Frucht ist mittelgroß und typisch zugespitzt kegelförmig mit kleinerer Kelchfläche. Die roten Streifen über blassgelber Grundfarbe erscheinen am Baum noch etwas rosa, da sich auf der Schale ein weißlicher Reif bildet, der erst beim Pflücken bzw. beim Transport abgerieben wird. Weitere typische Merkmale des Bäumchensapfels sind der kleine, geschlossene Kelch und die kurzen, breiten Kerne. Manche Früchte zeigen im Schnittbild eine langgezogene schmale Kelchröhre, die sich fast bis zum Kernhaus hinabzieht. Fruchtfleisch gelblich-weiß, frisch vom Baum fest und feinzellig, saftig und angenehm süßlich.

Diskussion
Aus den historischen Quellen ist nicht genau abzuleiten, wie verbreitet der Bäumchensapfel über die Grenzen des Bergischen Landes hinaus gewesen sein mag. Der umtriebige Pomologe Carl Hesselmann (1832-1902) aus Witzhelden schrieb ein knappes Jahr vor seinem Tod in den Pomologischen Monatsheften, dass der Apfel am besten in den klimatisch raueren Gegenden des Oberbergischen gedeihe. Daraus ließe sich ableiten, dass es die Sorte nicht so recht bis hinunter ins Flachland geschafft habe, oder dass sie dort nicht zufriedenstellend gedieh. In den vergangenen Jahren in Köln gepflanzte Jungbäume zeigen bisher tatsächlich eine augenfällige Empfindlichkeit gegenüber Raupenfraß und Sommertrockenheit. Belastbare Daten über längere Zeiträume liegen darüber hinaus jedoch nicht vor, so dass die Tauglichkeit des Bäumchensapfels für wärmebegünstige Standorte im Flachland in den nächsten Jahren weiter evaluiert werden muss.

Referenzen

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Bäumche(n)sapfel“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 42f.