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Bergischer Herrenapfel

Name
Bergischer Herrenapfel

Synonyme
Herrenapfel

Herkunft und Verbreitung
Knackig-erfrischender Herbstapfel mit orange-roter Backe und sehr engem Verbreitungsgebiet im Bergischen Land östlich von Köln, etwa zwischen Rösrath und Overath. Die Entstehung der Sorte ist bisher noch ungeklärt. Aus den wenigen Literaturvermerken aus der Region lässt sich folgern, dass sie bis etwa zur Zeit des 2. Weltkriegs in der Gegend sehr beliebt gewesen sein musste und ihre Früchte sogar per Eisenbahn bis nach Berlin und Posen verschickt wurden.

Reifezeit und Gebrauch
Ein Herbstapfel für die Tafel oder zum Vernaschen direkt vom Baum. Ab Mitte bis Ende September kann gepflückt werden, was das Zeug hält. Wer nicht alle auf einmal essen kann, darf die Äpfelchen mit der hübschen roten Backe auch bis etwa Jahresende im Keller aufheben, bevor sie dann allmählich den Geist aufgeben.

Eigenschaften der Frucht
Der Apfel wird nur mittelgroß und kann sich oft nicht für eine einheitliche Form entscheiden: mehr hoch oder mehr rund, mehr Kegel oder mehr Fass – ständig produziert er neue Apfelgestalten. Gemeinsam haben sie alle die attraktiv gefärbte Sonnenseite, die von Orange über Rosa bis zu einem herrlichen Kirschrot variieren kann, je nach Intensität der Sonneneinstrahlung und dem Reifegrad des Apfels. Kelchseitig fällt die markante Schüsselform der Kelchgrube ins Auge. Auf der anderen Seite ist es die mehr oder weniger unberostete grüne Stielgrube, die bei der Bestimmung helfen kann. Ein Blick ins Innere offenbart eine oft prominent nach unten erweiterte Kelchröhre sowie eher kleine braune, eiförmig-ovale Kerne mit Spitzchen und Resten von anhaftendem Fruchtfleisch. Das Fleisch selbst ist gelblich-weiß, baumfrisch fest, ziemlich saftig und schmackhaft.

Diskussion
Herrenäpfel kennt die ältere Sortenliteratur so einige, allerdings keine, die mit der hier vorliegenden Sorte übereinstimmen würden. Hans-Joachim Bannier recherchierte im Rahmen des LVR-Projekts 2017 einen möglichen älteren Namen, die „Herren-Reinette“, der bei einer Bestellung von Vermehrungsmaterial im Jahr 1842 genannt wurde. Auch unter diesem Namen wird man allerdings in der Literatur nicht so recht fündig. Der in Klammern dahinter gesetzt Zuname „Weinapfel“ wiederum wurde im 19. Jahrhundert für mehrere Apfelsorten verwendet, von denen jedoch auch wieder keine unserem Bergischen Herrenapfel zu entsprechen scheint. Vorerst ergibt sich hier also kein historischer Zusammenhang.

Ganz unabhängig von seiner Entstehung ist der Bergische Herrenapfel aber ein keineswegs zu unterschätzendes Früchtchen, das mit herrlichem Geschmack und ansprechenden Farben zu überzeugen weiß. Der Baum ist für viele Standorte eine gute Wahl, kann sehr alt werden und besitzt ein gutes „Immunsystem“. Alles Eigenschaften, die den Bergischen Herrenapfel auch (oder gerade?) für städtische Kontexte im 21. Jahrhundert interessant erscheinen lassen.

Referenzen

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Bergischer Herrenapfel“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 44f.