Credes Taubenapfel
Name
Credes Taubenapfel
Synonyme
Crede’s blutrother Täubling, Holländischer Rother Winter-Calvill (?), Enkhuyser Agatapfel (vermutlich fälschlich)
Herkunft und Verbreitung
Hübsch geformter Apfel mit Taille, der mit der historischen Sorte Credes Taubenapfel in Verbindung gebracht wird. Wurde von lokalen Baumschulen im Kreis Heinsberg noch bis in die 1960er Jahre unter dem Namen verkauft. Heute nur noch vereinzelt anzutreffen.
Reifezeit und Gebrauch
Der Winterapfel wird in der ersten Oktoberhälfte pflückreif (in warmen Jahren im Flachland vermutlich auch früher) und hält sich im Naturlager bis in den Winter. Er wurde auch im 19. Jh. bereits vornehmlich aufgrund seiner guten Verwertungseigenschaften zur Anpflanzung empfohlen, weniger wegen seiner kulinarischen Eigenschaften. Eignet sich nach Bannier (LVR 2017) baumfrisch als mild süßsäuerlicher Tafelapfel, sowie zum Mosten und Backen.
Eigenschaften der Frucht
Frucht in ihrer Gestalt variabel, erscheint teilweise glocken- oder spitzkegelförmig und wie langgezogen. Der Bauch sitzt deutlich Richtung Stielseite verschoben. Die glatte, etwas zähe Schale besitzt zur Reifezeit eine hellgrüne bis gelblichgrüne Grundfarbe, auf der sich lebhaft gerötete Backen zeigen. Darüber erscheinen teilweise tiefer rote Streifen. Ein Schnitt durch die Frucht legt festes, weiß bis gelblich gefärbtes, mittelsaftiges Fleisch frei, in dessen unterer Hälfte, deutlich in Richtung Stiel verschoben, ein großes Kernhaus mit eingerissenen Kernhauswänden und leicht offener Kernhausachse sitzt. In der kaum berosteten Stielgrube steckt ein meist kurzer, eher dünner Stiel, der nur knapp aus ihr herausschaut.
Diskussion
Bereits in der historischen Sortenliteratur gab es eine rege Diskussion über die Identität der Sorte. So wurde dem ersten großen deutschen Pomologen, August Friedrich Adrian Diel, unterstellt, er habe den Apfel gleich zweimal unter zwei verschiedenen Namen beschrieben (woraus das obige mögliche Synonym Holländischer Rother Winter-Calvill resultiert). Spätere Autoren berichteten von einer scheinbaren Übereinstimmung mit der niederländischen Sorte Enkhyuser Agatapfel, was allerdings aus heutiger Sicht eher zweifelhaft erscheint, da die Fruchteigenschaften jener und des historischen Credes Taubenapfel genügend Unterschiede aufwiesen (vgl. z.B. Lucas & Oberdieck 1855).
Der heutige Credes Taubenapfel ist mit der historischen Sorte nach umfangreichen Recherchen im Rahmen der rheinischen Obstsorteninventur in Verbindung gebracht worden, sollte aber bis zu einer weiteren Klärung als Heinsberger Lokalsorte betrachtet werden und wird aus diesem Grund auch in der Kölner Erhaltungssammlung geführt.
Referenzen
Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1855): „Crede’s Taubenapfel“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 1 Äpfel, 105f.
LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Crede’s Taubenapfel“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 56f.