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Degeers Reinette

Name
Degeers Reinette

Synonyme
Reinette de Geer

Herkunft und Verbreitung
Ein hübscher gelber Apfel, der irgendwann Anfang des 19. Jahrhunderts von dem belgischen Apotheker und Professor der Chemie, Jean-Baptiste van Mons (1765 – 1842), aus Kernen gezogen und nach einem Baron de Geer benannt wurde. In der Folgezeit fand die Sorte einige Aufmerksamkeit in den deutschsprachigen Regionen Mitteleuropas, weniger jedoch in ihrem Geburtsland Belgien, wo sie bereits zu Zeiten von Oberdieck wieder in Vergessenheit geraten zu sein scheint („und selbst in Belgien scheint sie nicht mehr bekannt zu sein“, wie er 1865 im Illustrirten Handbuch schreibt). Umso erstaunlicher, dass die Sorte am Niederrhein und im Bergischen Land in bescheidenem Umfang angebaut wurde und sich dort bis in die heutige Zeit auf wenigen Altbäumen erhalten hat.

Reifezeit und Gebrauch
Mit ihrem würzig-aromatischen Geschmack sind die Früchte für den Rohgenuss zu empfehlen, doch auch Apfelsaft oder gedörrte Apfelringe gelingen mit der Sorte meisterhaft. Traditionell pflückreif ab Oktober, halten sie auf dem Lager bis ins neue Jahr.

Eigenschaften der Frucht
Breitrunde, einfarbig goldgelbe Frucht mit vielen fühlbaren Schalenpunkten und teilweise kuriosen Rostfiguren. Die Schale färbt in der Reife etwas ungleichmäßig von flaschengrün nach gelb um, so dass der Eindruck einer gelb-grünen Streifung entstehen kann. Beim näheren Hinsehen fallen schwache Kanten auf, obwohl die Frucht relativ gleichmäßig rund wirkt. Weitere auffällige Merkmale sind die Anfälligkeit der Sorte für Lentizellenfäule (auch als Jonathan-Spots bezeichnet), der kleine geschlossene Kelch, grober Rost in der Stielgrube, sowie nach Anschnitt bei manchen Früchten eine lange schmale Kelchröhre, die die Kelchhöhle mit dem Kernhaus verbindet.

Diskussion
Professor van Mons hatte sich damals nicht in die Karten schauen lassen, als er die Sorte aus Samen zog, so dass lange unklar blieb, auf welche Elternsorten er zurückgehen würde. Nach neuesten genetischen Untersuchungen hat sich nun als ein Elternteil der Degeers Reinette die „umtriebige“ Reinette de Hollande entpuppt, hinter der sich wiederum die ursprüngliche „echte“ Orleans-Reinette verbirgt, wie die Pomologen Hans-Joachim Bannier und Dr. Werner Schuricht vor kurzem herausgefunden haben. Welcher andere Apfel noch bei der Zeugung im Spiel gewesen sein mag, muss bis auf weiteres ungeklärt bleiben. Degeers Reinette wurde historisch mit der notorisch schwierigen Gruppe der Goldpeppinge verglichen, denen sie ähnlichsehen soll. Und auch der englische Galloway Pepping besitzt äußerlich eine gewisse Ähnlichkeit mit unserem guten Baron de Geer.

In Köln wurde vor einigen Jahren ein alter Apfelbaum im Randstreifen einer ehemaligen Kleingartenanlage entdeckt. Auch dieser Apfel sieht der Degeers Reinette verblüffend ähnlich und scheint sich nur in Nuancen von dieser zu unterscheiden. Bei genauerer Untersuchung des Baumes wurde jedoch davon ausgegangen, dass es sich um einen Zufallssämling (mit geschmacklich guten Eigenschaften) handelt. Er wurde daraufhin provisorisch Gelber Kölner genannt.

Referenzen

Bannier, Hans-Joachim und Schuricht, Werner (2021): Zweite pomologische Bestimmung der Apfelsorten der deutschen Genbank Obst. Abschlussbericht. Online-Publikation.

Lucas, E. und Oberdieck, J. C. (1865): „Degeers Reinette“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 4 Äpfel, 273f.

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Degeers Renette“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 60f.

Muranty, Hélène, Denancé, Caroline et al. (2020): „Using whole-genome SNP data to reconstruct a large multi-generation pedigree in apple germplasm“. In: BMC Plant Biology 20:2.