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Dorée de Tournai

Name
Dorée de Tournai

Synonyme
Goldapfel aus Tournay, La Dorade

Herkunft und Verbreitung
Alte belgische Apfelsorte, über die heute kaum noch etwas bekannt ist. Wurde 1817 vom damaligen Präsidenten der Societé d’horticulture de Tournai, Herr Joseph de Gaest de Braffe, in Tournai aus Samen gezogen. Die einzigen noch vorhandenen Akzessionen befinden sich heute in der englischen Nationalsammlung in Brogdale, Kent, sowie in der belgischen Sammlung am Centre de Recherches Agronomiques de Wallonie (CRA-W) in Gembloux. Scheinbar ist die Sorte sonst nirgendwo mehr vorhanden. Auch in deutschen Erhaltungssammlungen findet sie sich bisher nicht.

Reifezeit und Gebrauch
Reifezeit Januar bis Februar (nach Hage). Eine erstklassige Tafelfrucht mit feinem, saftigem Fleisch (Hage: „de toute premierè qualité“).

Eigenschaften der Frucht
Kleine, etwas hochgebaute, eigentümlich kastenförmige Frucht mit stark abgeflachter Kelch- und Stielseite. Grundfarbe helles Grasgrün bis trüb gelb-orange, sonnenseitig mit aprikotfarbenem Hauch. Der Kelch ist offen, mit kurzen breiten zurückgeschlagenen Kelchblättern und sitzt direkt auf der Frucht auf. Nahezu keine Kelchgrube erkennbar. Stiel etwa mittellang, sitzt in mitteltiefer und mittelweiter Stielgrube, um die ein feiner zimtfarbener Rostkleks über die Seiten hinausstreicht. Weitere Merkmale müssen noch zusammengetragen werden.

Diskussion
Die Sorte wird auch in der Literatur des 19. Jh. kaum erwähnt. Keine der deutschen Pomologien scheint sie zu verzeichnen, und selbst in Belgien schweigen sich etwa die berühmten Annales de pomologie belge et étrangère (1853–1860) über die Sorte aus. Sie findet sich jedoch in Gilberts Verzeichnis der belgischen Obstzüchter von 1874, und in Hages Liste der empfehlenswerten Äpfel und Birnen aus dem Jahr 1877 wird sie sogar als eine der besten bekannten Apfelsorten erwähnt. Nach neueren DNA-Untersuchungen aus England stammt die Sorte von den Eltern Golden Harvey (deutsch: Harveys Goldapfel) und Weißer Winterkalvill ab. Mit der erstgenannten teilt sie sich die geringe Größe, die kastenförmige Gestalt und die Färbung.

Im Kölner Obst-Arboretum steht ein Baum der Sorte und wird dort aufgrund der mutmaßlichen Seltenheit erhalten. Er stammt von der englischen Akzession ab. Nach Angaben der belgischen Sammlung ist die Sorte empfindlich gegenüber verschiedenen Schädlingen, was andere Anbauer allerdings nicht bestätigt haben. Hage empfiehlt die Sorte 1877 sowohl für schwache Unterlagen als auch für den Hochstamm.

Referenzen

Gilbert, Ch. (1874): „De Gaest de Braffe, Joseph“. In: Les Fruits Belges. Abregé historique de la Pomologie belge, Brüssel. 24.

Hage, Victor (1877): „17. La dorée de Tournai“. In: Les préférables Poires et Pommes, Gand. 27.

NFC (o.J.): „Doree de Tournai“. National Fruit Collection Brogdale, UK. Online-Publikation, zuletzt abgerufen am 06.08.2022. http://www.nationalfruitcollection.org.uk/full2.php?varid=1619&&acc4=1947331