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Gaesdonker Reinette

Gaesdonker Reinette

Name
Weißes Seidenhemdchen (NFC)

Synonyme
Chemise de soie blanche, Chemisette blanche, Syden Hemdje und andere

Herkunft, Verbreitung, Gebrauch
Als Seidenhemdchen wurden verschiedentlich Äpfel mit zarter Schale bezeichnet, die bei Ernte und Transport besonders behutsam behandelt werden mussten. Ein Weißes Seidenhemdchen findet sich an verschiedenen Stellen in der historischen Literatur, doch wurden möglicherweise unterschiedliche Sorten beschrieben.

Die hier beschriebene Sorte stammt aus der National Fruit Collection (NFC) in Großbritannien. Ob sie einer der historischen Beschreibungen entspricht ist unklar. Es handelt sich um einen schmackhaften Winterapfel für die Tafel und zum Saftmachen.

Frucht
Klein bis mittelgroß, rund bis etwas hochgebaut, mit abgeflachter Kelchseite. Zur Pflückreife hellgelbe Schale, die sonnenseits leicht kirschrot gestreift und verwaschen ist. Stiel kurz und dick, sitz in enger und flacher, fein berosteter Stielgrube. Fleisch weiß, feinkörnig, saftig, von leicht aromatischem, süßlichem Geschmack.

Reifezeit
Pflückreife Mitte bis Ende September, Genussreife von Oktober bis Dezember.

Diskussion
Als älteste Quelle für ein Seidenhemdchen wird Johann Bauhins 1598 erschienenes Werk Historia fontis et balnei Bollensis genannt. Spätere Beschreibungen aus dem 18. bis zum frühen 20. Jh. berufen sich zumeist auf Johann H. Knoop, der 1760 erstmals einen Apfel namens Syden Hemdje abbildete und kurz beschrieb. Es handelte sich bei Knoops Seidenhemdchen um einen großen, hochrunden, gelben Apfel, über den aufgrund der knappen Beschreibung kaum mehr gesagt werden kann. Spätere Autoren wie die deutschen Pomologen August Friedrich Adrian Diel und Georg Conrad Oberdieck versuchten, die ihnen vorliegenden Sorten mit Knoops Seidenhemdchen in Übereinstimmung zu bringen. Gemeinsame Merkmale dieser Seidenhemdchen waren eine hochgebaute bis walzenförmige Frucht, wenig bis keine Deckfarbe, ein kurzer, dicker Stiel und ein längliches, offenes Kernhaus. Demgegenüber beschrieben der deutsche Pomologe Johann Prokop Mayer und der französische Baumschulist und Pomologe André Leroy Früchte mit deutlich roter Deckfarbe auf der Sonnenseite, so dass von unterschiedlichen Kultivaren ausgegangen werden muss, die in Europa unter dem Namen Weißes Seidenhemdchen liefen.

Referenzen
Anderßon, Olaf (2014): Die Seidenhemdchen. In: Themenblätter. Informationen des Lüneburger Streuobstwiesen e. V. Online-Publikation.
Diel, August Friedrich Adrian (1818): „Seidenhemdchen. Syden Hemdje“. In: Systematisches Verzeichniß der vorzüglichsten in Deutschland vorhandenen Obstsorten. Forts. 2 Kernobstsorten, 16f.
Knoop, Johann H. (1760): Pomologia. 6-7.
Leroy, André (1873): „Chemisette Blanche“. In: Dictionnaire de pomologie. Band III; 215f.
Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1855): „Weißes Seidenhemdchen“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 1 Äpfel, 403.
Mayer, Johann Prokop (1801): „Seidenapfel, Seidenhemdgen“. In: Pomona Franconia. 164.
NFC (o.J.): „Weisses Seidenhemdchen“. National Fruit Collection Brogdale, UK. Online-Publikation.