Grünapfel
Name
Grünapfel
Synonyme
Fraschdorfer Streifling (?), Westerwälder Grünapfel
Herkunft und Verbreitung
Lassen Sie sich von dem etwas banal klingenden Namen nicht täuschen: Hier wartet ein Juwel unter den alten in der Region Rheinland verbreiteten Sorten auf seine Entdeckung. Der Grünapfel lässt sich mindestens bis ins 19. Jahrhundert zurückdatieren, wo er in den rechtsrheinischen Gebieten zwischen Bonn und Koblenz verbreitet gewesen sein musste. Falls es sich beim Grünapfel um den historisch beschriebenen Fraschdorfer Streifling handelt, dürfte er sogar noch älter sein. Auch heute finden sich im Siegerland und im Westerwald noch etliche Bäume der Sorte, und auch im Kölner Stadtgebiet konnten in den letzten Jahren mehrere Altbäume identifiziert werden, so dass der Grünapfel mit Fug und Recht auch als Kölner Lokalgewächs durchgehen kann.
Reifezeit und Gebrauch
Die Reifezeit beginnt Anfang Oktober, in warmen Jahren in Köln durchaus auch schon Ende September. Der Apfel hält sich auf dem Lager den ganzen Winter hindurch und wird vorwiegend als qualitativ hochwertiger Apfel zum Mosten und zum Backen verwendet.
Eigenschaften der Frucht
Die große, sehr ebenmäßig runde Frucht macht ihrem Namen alle Ehre. Zur Zeit der Baumreife hält man einen grasgrünen Apfel mit glänzender Schale in der Hand, der auf der Sonnenseite von einem finsteren Braunrot überzogen ist, über dem schmale, dunklere Streifen zu erkennen sind. Poliert ergibt sich eine trotz ihres düsteren Aussehens hübsche Frucht, deren rote Backe manchmal eigentümlich ins Blauviolette spielt. Weitere charakteristische Merkmale sind der oft kurze, knubbelige Stiel in einer graugrün berosteten Stielgrube und die typisch flache Kelchumgebung. Bei einem Schnitt durch die Frucht zeigen sich meist schöne, spitz-tropfenförmige Kerne und eine dreieckige (kegelförmige) Kelchhöhle. Das Fleisch ist meist nicht reinweiß, sondern besitzt besonders in Schalennähe einen deutlichen Grünstich. Es ist fest, von mittlerem Saftgehalt und besitzt einen angenehmen süß-säuerlichen Geschmack.
Diskussion
Bei der umfangreichen Obstsorteninventur der rheinischen Obstsorten wurde eine starke Ähnlichkeit des Grünapfels mit der historisch beschriebenen Sorte Fraschdorfer Streifling festgestellt. Die bei Lucas & Oberdieck (1865) beschriebenen Merkmale letzterer Sorte stimmen tatsächlich sehr gut mit dem heutigen Grünapfel überein, und auch die dort zu lesende Angabe, dass der Pomologe August Friedrich Adrian Diel diese „aus Cöln“ erhalten habe, spricht sehr für eine Identität beider Sorten. Der Name Fraschdorf konnte bereits damals nicht gedeutet werden. Selbst der sonst so gewissenhafte Oberdieck erging sich darüber in luftigen Spekulationen: „[…] und wird sie nach einem Orte Fraschdorf in der Nähe von Cöln, wo sie erzogen und verbreitet ist, benannt sein“ (1865: 533). Auch eine Suche nach ähnlichen Ortsnamen wie Frahsdorf, Frasdorf, Froschdorf etc. liefert für das Rheinland keine Treffer, so dass die Benennung und Herkunft dieser Sorte vorerst wohl unbekannt bleiben muss.
Referenzen
LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Grünapfel“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 82f.
Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1865): „Fraschdorfer Streifling“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 4 Äpfel, 533f.