Keuleman
Name
Keuleman
Synonyme
Gueule de Mouton, Kulemann
Herkunft und Verbreitung
Kern des Verbreitungsgebietes dieser robusten Streuobstsorte war historisch Belgien, Nordfrankreich und Luxemburg, wo sie auch heute noch vorkommt. Von dort aus gelangte sie auch in die südlichen Niederlande und ins Rheinland. Aktuelle Fundorte auf deutscher Seite befinden sich noch im Raum Aachen und im Bergischen Land. Aus Köln sind keine Altbäume mehr bekannt.
Reifezeit und Gebrauch
Klassischer Winterapfel mit eingebauter Diebstahlsicherung: Zur Zeit der Pflückreife sehen die Früchte noch hart und ungenießbar aus. Im kühlen Lager reifen sie dann ab November zu vielseitig einsetzbaren Äpfeln heran und halten bei guter Kellerung bis ins nächste Frühjahr. Obwohl auch als Tafelapfel verwendbar, spielt der Keuleman seine Stärken vor allem in der häuslichen Selbstversorgung, als Back- und Mostapfel, aus.
Eigenschaften der Frucht
Die Früchte des Keuleman sind charakteristisch länglich-hochgebaut, meist mit bauchiger Glockenform. Über einer weißgrünen (auf dem Lager gelb umfärbenden) Grundfarbe erscheint eine blut- bis braunrote Backe, marmoriert bis verwaschen gestreift. Immer wieder finden sich Partien mit netzartig ausgeprägtem goldfarbenen Rost. Weitere äußere Merkmale sind der etwas wulstige Bereich um den Blütenkelch und die recht enge und flache Stielgrube, aus der schüchtern ein dicklicher Stiel hervorlugt. Das Fruchtfleisch ist charakteristisch fest, feinzellig, und von ausgeglichen süßsäuerlichem Geschmack.
Diskussion
Der lustige Name der Sorte hat zu verschiedenen Erklärungsversuchen geführt, von denen allerdings bisher keiner historisch verbrieft ist. Einer Version zufolge stammt die Sorte ursprünglich aus der Gegend um Köln (wäre damit also eine waschechte Kölnerin), was den ersten Namensbestandteil erklären soll. Dies erscheint allerdings mit Blick auf ihren klaren Verbreitungsschwerpunkt in den frankophonen Regionen Wallonien und Hauts-de-France wenig wahrscheinlich. Eine andere Etymologie bezieht sich auf die historische Lagerung von Äpfeln in Erdmieten, was im Flämischen mit dem Verb „kuilen“ bezeichnet wurde (CRA-W & CRRG). Auch hier bleibt vorerst ein Fragezeichen stehen.
In Nordfrankreich wird die Sorte aufgrund ihrer langgezogenen Form als Schafsnase (Gueule de Mouton) bezeichnet und als guter Pollenlieferant (mittelfrüh bis mittlere Blütezeit) geschätzt. Mit den deutschen Schafsnasen hat die Sorte allerdings wiederum nichts zu tun.
Referenzen
CRA-W & CRRG (o.J.): „Gueule de Mouton“. In: Biodimestica. Patrimoine fruitier & légumier des Hauts-de-France et de Wallonie. Online-Publikation. http://biodimestica.eu/fr/patrimoine-fruitier/varietes/gueule-de-mouton
LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Keuleman“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 88f.