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Nägelchesapfel

Name
Nägelchesapfel

Synonyme

Herkunft und Verbreitung
Der hübsche rotbäckige Apfel mit dem kuriosen Namen war historisch wohl entlang des Rheins bis nach Rheinland-Pfalz hinab verbreitet. Im Kreis Ahrweiler konnten dort vor einigen Jahren noch einige alte Bäume entdeckt und die Sorte damit gesichert werden. Obwohl der Nägelchesapfel hier und da in der regionalen Literatur Erwähnung fand, kam er – wie so viele andere Regionalsorten – wohl nie wirklich aus dem Rheinland hinaus.

Reifezeit und Gebrauch
Exzellenter Lagerapfel für die häusliche Verarbeitung in der Küche. Hält sich problemlos von der Ernte im Oktober bis zum kommenden Frühjahr.

Eigenschaften der Frucht
Breit rundlich bis kegelförmiger, mittelgroßer Apfel mit deutlichen Kanten und hübschem Rot-Grün-Kontrast: Über einer weißgrünen Grundfarbe ist die Frucht auf der Sonnenseite von einem dunklen Blutrot überzogen, auf dem sich sparsam verteilt einige helle Schalenpunkte abheben. Wenige, gut sichtbare gelbe Schalenpunkte auf einer roten Backe sind in der Apfelwelt gar nicht so häufig und dadurch ein gutes Erkennungsmerkmal, das sich die Sorte mit dem sehr alten Kochapfel Winterzitronenapfel teilt (der übrigens interessanterweise auch Welsch Nägeliapfel genannt wird). Weitere charakteristische Merkmale umfassen den eleganten Glanz der Apfelschale auf dem Lager (die jedoch nicht fettig wird) und die sehr ebenmäßige Rundung der Stielgrube, die damit im Kontrast zur kantigen Kelchseite steht.

Diskussion
Trotz des markanten Namens ließ sich bisher keine Herkunftsbeschreibung in der historischen Literatur finden. Der Pomologe August Friedrich Adrian Diel (1756 – 1839) kannte einen Rheinischen Naberling, der aber allem Anschein nach mit unserem Nägelchesapfel rein gar nichts zu tun hatte. Hans-Joachim Bannier wies in seiner Fruchtbeschreibung im Rahmen des LVR-Projekts auf die Namen „Nägelisapfel“ und „Nagelskohlapfel in Dochnahls Führer in der Obstkunde hin, die dort jedoch als Synonym der bekannten Sorte Weißer Matapfel genannt wurden. In der Schweiz existiert überdies noch heute eine ähnlich aussehende Apfelsorte namens Nägeliapfel. Ein Vergleich mit dem Nägelchesapfel wäre sicherlich spannend, ist unseres Wissens nach aber bisher nicht systematisch erfolgt.

Der Nägelchesapfel wächst sehr stark und kann große, alt werdende Baumveteranen ausbilden – was zusammen mit den oft nicht gut ausgebildeten Kernen darauf hindeutet, dass die Sorte triploid sein könnte. Für den Kleingarten qualifiziert sich der Nägelchesapfel daher eher weniger, wohl aber für die Obstwiese, auf der er seiner Besitzerin alle zwei Jahre reiche Ernten beschert. Wer im Spätwinter auf leckeren Kuchen und Mus aus eigenen Äpfeln nicht verzichten möchte, sollte sich mit dem Nägelchesapfel näher befassen.

Referenzen

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Nägelchesapfel“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 102f.

Pro Specie Rara (o.J.): „Winterzitronenapfel“ und „Nägeliapfel“. In: Sortenfinder. Online-Publikation.