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Purpurroter Agatapfel

Name
Purpurroter Agatapfel

Synonyme
Engelse Aagt, Lekkerbeetje (fälschlich), Purpurrother Agatapfel, Purpurrother Winter-Agatapfel, Rode Tulp Kroon (fälschlich)

Herkunft und Verbreitung
Alter Wintertafelapfel, der im 19. Jh. zwar schon pomologisch bekannt, allerdings in Deutschland offensichtlich nur wenig verbreitet gewesen ist. Oberdieck schrieb 1855: „Es ist auffallend, wie dieser sehr schätzbare, lachend schöne und äußerst kenntliche Apfel bisher so höchst wenig hat verbreitet sein können. […] Verdient häufigen Anbau und eine Pyramide [= streng formiertes Obstgehölz] davon ist eine Zierde des Obstgartens.“ Herkunft vermutlich die Niederlande, wo historisch mehrere „Aagt-Appels“ existiert haben. Vor einigen Jahren wiedergefunden und seither in der Deutschen Genbank Obst erhalten.

Reifezeit und Gebrauch
Geschmacklich sehr guter Wintertafelapfel, der auf dem Lager ab Dezember genussreif wird. Hält sich laut der alten Pomologen bis ins Frühjahr, was aus heutiger Sicht aber vielleicht etwas übertrieben ist.

Eigenschaften der Frucht
Mittelgroße, auffällig gleichmäßig gebaute, runde Frucht ohne sichtbare Kanten. Die hellgelb-grünliche Grundfarbe ist an diesem Apfel kaum zu entdecken, da er über und über von einer dunkelpurpurroten bis bräunlichroten Deckschicht überzogen ist, über der bisweilen feine, ins Schwarzrote gehende Streifen zu erkennen sind. Schale am Baum beduftet, mit zahlreichen feinen gelblich-grauen Punkten übersät. Kelchumgebung typisch flach und mittelweit, darin ein auffälliger geschlossener Kelch mit starken, grauwolligen Kelchblättern (Oberdieck: lange grün bleibend). Stielgrube meist relativ flach und eng, mit einem dünnen, holzigen Stiel, der meist etwas daraus hervorragt. Kernhaus mittig, mit auffällig kleinen Kernhausfächern, die die vollen Kerne kaum fassen können. Fleisch in der Reife gelblich, saftreich und zart. Oberdieck beschreibt den Geschmack als eigentümlich gewürzt mit Nuancen, die an den Alantapfel erinnern.

Diskussion
Aus heutiger Sicht ist es kaum verständlich, dass eine Sorte mit so vielen guten Eigenschaften keine weitere Verbreitung gefunden hat. Ob sie im Rheinland jemals in den Baumgärten stand, ist nicht gesichert bekannt. Allerdings muss die Sorte zumindest bei Pomologen und Obstzüchtern bekannt gewesen sein. Bestes Beispiel ist hier die geschmacklich hervorragende Sorte Zuccalmaglio(s Reinette), die der bekannte rheinische Obstzüchter Diedrich Uhlhorn Junior 1878 nach Literaturangaben aus den Elternsorten Purpurroter Agatapfel und Ananasreinette gezogen haben soll und die tatsächlich verblüffend nach einem Techtelmechtel der beiden mutmaßlichen Eltern aussieht. Ein DNA-Test wird in den kommenden Jahren sicher Klarheit bringen.

Referenzen

Engelbrecht, Theodor (1889): „Purpurrother Agatapfel“. In: Deutschlands Apfelsorten. Illustrirte, systematische Darstellung der im Gebiete des deutschen Pomologen-Vereins gebaueten Apfelsorten. Braunschweig, 201.

Julius Kühn-Institut (o.J.): „Purpurroter Agatapfel“. In: Deutsche Genbank Obst. Online-Publikation, zuletzt abgerufen am 06.08.2022. https://www.deutsche-genbank-obst.de/

Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1855): „Purpurrother Agatapfel“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 1 Äpfel, 437f.