Seite wählen

Rheinlands Ruhm

Name
Rheinlands Ruhm

Synonyme
Thurgauer Borsdorfer (wohl fälschlich)

Herkunft und Verbreitung
Dieser kleine Tafelapfel mit dem so pompösen Namen entstand Anfang des 20. Jahrhunderts – wie kann es anders sein – im Rheinland. Die Literatur überliefert uns in diesem Fall auch den Namen des Züchters: Es war ein Herr Wilms aus Myhl bei Aachen, der den Apfel aus einem Kern der damals wie heute äußerst populären Goldparmäne gezogen hat. Da die ersten Beschreibungen der Frucht aus den Jahren 1913 bzw. 1914 datieren, muss auch der Name nicht weiter verwundern, schließlich war die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nicht gerade durch nationale Bescheidenheit geprägt.

Obwohl die Sorte in der Folge beide Weltkriege unbeschadet überstand, erlangte sie niemals größere Bekanntheit. Weder im Rheinland noch außerhalb davon ließ man sich scheinbar durch den Namen groß beeindrucken, zumal die Sorte eher schwachwüchsig ist und somit keine großen und alten Baumveteranen produziert, die auf den Obstwiesen überdauern.

Reifezeit und Gebrauch
Ein Wintertafelapfel, der ab Oktober frisch vom Baum mundet und bis etwa Februar im Keller aufbewahrt werden kann.

Eigenschaften der Frucht
Kleine, sehr gleichmäßig gebaute kegelförmige Frucht mit einer ansprechenden Rotfärbung über einer vornehm blassgelben Grundfarbe. Ins Auge fallen der lange, dünne Stiel, die zarte zimtfarbene Berostung rund um denselben, sowie die hübschen länglich zugespitzten Kelchblätter. Auf dem Lager wird die anfangs trockene Schale ein wenig geschmeidig und erhält einen hübschen Glanz.

Diskussion
Möglicherweise gelangte Rheinlands Ruhm über die damals national bekannte Berliner Baumschule Späth auch in die Schweiz. Dort ist sie allerdings in den letzten Jahren mit einer anderen Sorte für identisch erklärt worden, dem Thurgauer Borsdorfer. Dieser schaut zwar durchaus ähnlich aus wie Rheinlands Ruhm, verrät sich aber unter anderem durch seinen dickeren Stiel und die auffälligen Schalenpunkte. Somit scheint der Thurgauer Borsdorfer also mit unserem Rheinlands Ruhm nicht identisch – möglicherweise aber wiederum mit einer weiteren Schweizer Sorte, die auf den putzigen Namen Gustavs Dauerapfel hört. Doch das ist eine andere Geschichte, die hier nicht erzählt werden soll.

Rheinlands Ruhm bleibt trotz seines hochtrabenden Namens recht klein und bodenständig, und eignet sich damit hervorragend für kleine (Haus)Gärten, wo er ihrer Besitzerin reiche Ernten beschert (regelmäßigen Schnitt nicht vergessen!). Daneben punktet die Sorte auch heute noch mit ihrer guten Baumgesundheit, den frostunempfindlichen Blüten und natürlich mit ihrem angenehm säuerlichen Geschmack. Was will man bitte schön noch mehr? Da wäre ein bisschen Ruhm vielleicht doch ganz angebracht.

Referenzen

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Rheinlands Ruhm“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 124f.