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Schicks Rheinischer Landapfel

Name
Schicks Rheinischer Landapfel

Synonyme
Königs-Calville (?), Landapfel, Rheinischer Landapfel, Schick Johannes, Schick Johannes-Schmantapfel

Herkunft und Verbreitung
Kantiger, calvilleartiger Apfel mit unklarer Geschichte. Wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts vermutlich von Baumzüchter Johannes Schick aus Mechernich-Lückerath im Kreis Euskirchen benannt und war historisch vor allem im südlichen Rheinland verbreitet. Heute existieren noch Altbäume in den Kreisen Düren und Euskirchen, Rhein-Sieg und in angrenzenden Gegenden in Rheinland-Pfalz.

Reifezeit und Gebrauch
Winterlagerapfel, pflückreif ab Anfang Oktober, auf dem Lager haltbar bis etwa Januar. Gut geeignet sowohl als Tafelapfel wie auch zur Verarbeitung.

Eigenschaften der Frucht
Mittelgroß bis große, unregelmäßige, deutlich kantige und calvilleartige Frucht mit weiß-grünlicher, später grüngelblicher Grundfarbe und teilweise blass goldenen oder rötlichen Wangen unter dem Einfluss der Sonne. Auffällig sind neben den deutlichen Kanten die Kelchgrube mit zum Teil steil abfallenden Seiten und die Stielgrubenseite mit ihren oft markanten olivgrünen Rostkleksen. Kelch geschlossen, die Blätter zusammengezogen und hochstehend. Stiel kurz und meist dünn, in der engen Stielgrube steckend. Das Kernhaus ist mittelgroß bis groß und enthält oft taube Kerne. Der beherzte Biss in den Apfel enthüllt grünlich-weißes, festes, länger gelagert auch mürbes Fleisch mit mittlerem Saftgehalt und leichtem, angenehmem Aroma.

Diskussion
Ob besagter Baumzüchter Schick die Sorte damals aus Kernen selber gezogen oder nur neu benannt hatte, konnte bisher aus den historischen Quellen nicht ermittelt werden. Nach unseren Recherchen konnten wir nun ein interessantes Detail zur Herkunft des Apfels hinzufügen. Der entscheidende Hinweis stammt vom Kölner Gutsbesitzer und Pomologen A. Anton Schlösser, der 1885 in einer Beschreibung von in Köln und Düsseldorf vorkommenden Süßäpfeln unter anderem den Königs-Calville (syn Rippapfel) auflistet. Aufschlussreich ist hier der folgende Zusatz Schlössers: „Lokalname = Schick Johannes-Schmantapfel“. Könnte Schicks Rheinischer Landapfel, der lokal auch Schick Johannes genannt wird, etwa der älteren Sorte Königs-Calville entsprechen? Darauf scheinen nicht nur die historischen Beschreibungen jenes Königs-Calvilles hinzudeuten, der in fast allen entscheidenden Merkmalen mit der uns heute bekannten Sorte übereinstimmt. Noch ein weiteres Detail ist hier aussagekräftig: Der Pomologe August Friedrich Adrian Diel berichtet 1816, dass er den Königs-Calville von Kunstgärtner Peter Joseph Commans aus Köln erhalten habe, dessen seliger Vater denselbigen wiederum aus den Kurfürstlichen Gärten zu Schloss Brühl bekommen hatte (das Kurfürstentum fand sein Ende 1794, als die Franzosen im Rheinland die Herrschaft übernahmen – es würde sich demnach um eine sehr alte Apfelsorte mit Wurzeln bis ins 18. Jh. handeln). Falls der Königs-Calville im ausgehenden 18. Jh. von den kurfürstlichen Gärtnern in Brühl weiterverbreitet worden wäre, hätte die Sorte sicherlich auch ihren Weg ins umliegende Rheinland gefunden – etwa so wie die heutige Verbreitung von Schicks Rheinischem Landapfel. Zufall?

Das einzige Merkmal, das einer Identität noch im Wege zu stehen scheint, ist die sonnenseitig rötlich-violette Deckfarbe, die wir in den Beschreibungen Oberdiecks und Diels finden, und die in dieser Intensität mit unserer heutigen Sorte so nicht übereinstimmt. Hier ist eine weitere Untersuchung nötig. Auch eine Verwechslung mit der ebenfalls heute verschollenen Sorte Violetter Cardinal könnte in diesem Zusammenhang denkbar erscheinen. Oberdieck befand den Königs-Calville sowie den Violetten Cardinal damals nach eingehender Beobachtung für identisch, was aber nicht ausschließt, dass beide Sorten bereits zuvor verwechselt worden sein könnten. Alles in allem scheint die Geschichte von Schicks Rheinischem Landapfel immer noch nicht zu Ende erzählt worden zu sein.

Referenzen

Diel, August Friedrich Adrian (1799-1832): „Königs-Calville“. In: Versuch einer systematischen Beschreibung in Deutschland vorhandener Kernobstsorten, Bd. 25.4, 3–6.

Lucas, E. D. und Oberdieck, J. C. (1865): „Königs-Calville“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 4 Äpfel, 395f.

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Schick’s Rheinischer Landapfel“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 128f.

Schlösser, A. Anton (1885): „Ein Beitrag zur Sortenkenntnis“. In: Pomologische Monatshefte, hrsg. von Eduard und Friedrich Lucas. 31:2, 357.