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Wellers Eckenhagener

Name
Wellers Eckenhagener

Synonyme

Herkunft und Verbreitung
Goldgelber Apfel aus dem Oberbergischen. Anders als viele der übrigen Regionalsorten wurde dieser Apfel nach seiner Entstehung im 19. Jahrhundert durchaus von den damals wirkenden Obstkundlern registriert und beschrieben. Die kurios klingende Entstehungsgeschichte wurde sogar ungewöhnlich detailliert notiert: Baumwollweber Herr Weller zu Eckenhagen „im Amte Windeck“ fand in einem Ballen amerikanischer Baumwolle einen einzelnen Apfelkern, steckte ihn aus Neugier in den Falz eines Fensterrahmens, wo dieser der Legende nach auch tatsächlich auskeimte, und pflanzte ihn schließlich in seinen Garten. Der Rest ist Geschichte, allerdings nur eine kurze, denn so geschwind der Apfel in Mode kam, so rasch verschwand er auch wieder aus dem Gedächtnis der Zeitgenossen, so dass heute nur noch einige wenige sehr alte und windschiefe Bäume überlebt haben.

Reifezeit und Gebrauch
Wellers Eckenhagener reift bereits im September und kann dann als geschmacklich guter Tafelapfel bis zum Jahresende genossen werden. Fault Literaturangaben zufolge eher früher als später, daher kein klassischer Winterlagerapfel. Vorher aufessen hilft.

Eigenschaften der Frucht
Der goldgelbe Apfel mit der leicht rötlichen Backe wird höchstens mittelgroß und wirkt trotz seiner Rundungen etwas „kastig“ und „goldreinettig“. Der Kelch ist im Vergleich zur Frucht eher groß und schaut den Betrachter aus kurzen Kelchblättchen heraus offen an. Verlagert man die Untersuchung ins Fruchtinnere, finden sich in ein festes, saftig süß-säuerliches Fruchtfleisch eingebettet erstaunlich große, gut entwickelte braun-schwarze Kerne.

Diskussion
Beim Aroma wurde von Hans-Joachim Bannier im Rahmen des LVR-Projekts gewisse Ähnlichkeiten zur Goldparmäne festgestellt, was eine Verwandtschaftsbeziehung beider Sorten zumindest denkbar erscheinen ließe (wenn auch die Goldparmäne in Nordamerika nie wirklich verbreitet gewesen war). Die äußere Erscheinung von Wellers Eckenhagener lässt weiterhin auch eine Assoziation mit der Gruppe der Borsdorfer (Edelborsdorfer u.ä.) zu. Eine genetische Untersuchung hat unseres Wissens allerdings noch nicht stattgefunden.

Als Baum wächst Wellers Eckenhagener stark und produziert relativ dichttriebige Kronen. Die bekannten Altbäume zeigten sich bisher robust in Bezug auf Mehltau und Obstbaumkrebs, allerdings etwas empfindlich für Schorf. Insofern könnte der Apfel gerade für das milde Weinbauklima der Kölner Bucht eine interessante Wahl für Garten oder Obstwiese sein. In unserer Sammlung darf er seine Kernkompetenzen in den kommenden Jahren voll und ganz zur Schau stellen.

Referenzen

Lucas, E. und Oberdieck, J. C. (1855): „Wellers Eckenhagener“. In: Illustrirtes Handbuch der Obstkunde, Bd. 1 Äpfel, 279f.

LVR-Netzwerk Kulturlandschaft und Biologische Stationen Rheinland (Hrsg.) (2017): „Wellers Eckenhagener“. In: Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt! 2. Auflage, Köln, 144f.